Thomas Kreutzwiesner

2. Semester (SS2025): Sound Interaction Projekt „Barber DWG“

Im 2. Semester haben die Studierenden die Aufgabe, ein Sound Interaction Projekt zu entwicklen. Ich habe mich hier dafür entschieden, einen Gitarren-Effekt in Stompbox-Form umzusetzen.

Demo-Video

Die Idee

Seit den 60ern und vor allem den 70ern werden verschiedene Effektgeräte eingesetzt, um den Klang von E-Gitarren und anderen elektrischen Instrumenten zu verändern. Es gibt viele verschiedene Kategorien und unzählige Variationen solcher Effekte, sowohl in Funktion, als auch Design.

Für dieses Projekt habe ich mich an das grundlegende Prinzip des „Pro Co RATs“ gehalten. Der „RAT“ ist ein klassischer Verzerrer-Effekt aus den 70ern, um genau zu sein ein Hard-Clipper. Er wurde von vielen bekannten Bands in verschiedensten Genres eingesetzt, ist unter Gitarrist:innen sehr bekannt und beliebt, und hat zahlreiche verwandte Effekte inspiriert. Das Prinzip des „RATs“ funktioniert folgendermaßen:
Zuerst wird das Eingangssignal durch einen OPV sehr stark verstärkt. Dieser OPV arbeitet an seinen Grenzen und verzerrt das Signal schon etwas. Danach folgen ein Paar Dioden, die das Signal ab einer bestimmten variablen Verstärkung hart abschneiden und sehr starke Verzerrung hervorrufen. Sie sind für die hauptsächliche Verzerrung des Effekts verantwortlich. Darauf folgen ein variabler Tiefpassfilter und ein Lautstärkenregler.

Pro Co RAT

Mein Effektgerät bedient sich diesem altbekannten Prinzip, aber verleiht ihm einen modernen Twist und zusätzliche Funktionalität. Ich habe einige beliebte Modifikationen des „RATs“ in meine Schaltung eingebaut (z.B. unsymmetrisches Clipping und ein anderer Verlauf des Gain-Reglers). Zusätzlich gibt es einen regelbaren Mitten-Boost. Im Gegensatz zu vielen anderen Verzerrer-Effekten ist der Boost vor der Verzerrung statt danach platziert. Dadurch interagiert der Boost organisch sowohl mit der Gitarre und den Effekten vor dem „Barber DWG“, als auch mit dem Gain-Regler des Effekts. Zuletzt wurde der Klang des Effekts durch Filter an diversen Stellen in der Schaltung noch feingeschliffen.

Der Name

Da eine Anforderung des Projektes war, Alleinstellungsmerkmale zu haben, wollte ich meinem Effekt eine einprägsamen Namen geben. Inspiriert wurde ich von einem anderen Effekt, dem „Lovetone Big Cheese“. Dieser Effekt hat einen etwas seltsamen Namen und hat auch eine interesannte Bennenung der Regler. Anstatt der üblichen „Volume“ und „Distortion“ werden eher nichtsaussagende Begriffe wie „Curd“, „Hog“, „Whey“ und „Bee“ benutzt. Doch wenn man mit dem Effekt interagiert, merkt man, dass die Begriffe doch in einer lustigen Art beschreiben, was passiert, wenn man an ihnen dreht.

Lovetone Big Cheese

Dieses Konzept wollte ich auch bei meinem Effekt übernehmen und habe mich darum für den Namen „Barber DWG“ entschieden. Der Name spielt auf ein Online-Meme an, bei dem ein Mann seine neue Frisur begutachtet und sich entscheiden seinen Friseur mit der Aussage „my cut is insane, shoutout to my barber, dog“ zu loben. Die Schreibweise ist eine zusätzliche Anspielung auf die Aussprache von „dog“, die eher „dawg“ ähnelt.

Die Idee hinter dem Barber-Thema ist, dass der Effekt, wie ein Friseur bei Haaren, die Spitzen des Signals abschneidet. Dadurch, und durch das oben erwähnte Meme, erklären sich auch die Namen der Regler:

  • Gain / Distortion -> Woof
  • Volume / Out -> Shoutout
  • Filter / Treble / Tone -> Fade
  • Mids -> Regler von „all bark“ zu „all bite“

Und „DWG“ steht dann natürlich noch für „Dynamic Wave Generator“…

Design Mockup für den Effekt

Die Umsetzung

Umgesetzt wurde das Projekt in 2 Phasen: Zuerst wurde ein Low-Fidelitiy Prototyp auf einem Steckbrett erstellt, danach ein High-Fidelity Prototyp in einem Gehäuse, inklusive Design.

In der ersten Phase habe ich auf einem Steckbrett die Schaltung aufgebaut und mit Modifikationen experimentiert, bis mir der Klang und die Funktionalität gefallen hat. Der Schaltplan wurde mittels der Software LibrePCB erstellt und mit den Modifikationen up-to-date gehalten.
Da mein elektrotechnisches Wissen und meine Erfahrung vor diesem Projekt begrenzt war, hat diese Phase recht lang gedauert. Doch ich bin mit dem Ergebnis, dem Wissen und der Erfahrung, die ich gesammelt habe, sehr zufrieden.

Finale Version des Schaltplans vom „Barber DWG“
Früher Prototyp am Steckbrett
Späterer Prototyp am Steckbrett

In der zweiten Phase wurde das Design auf das Gehäuse angewandt, die benötigten Bauteile in eine Lochstreifenplatine gelötet und diese mit den Reglern und Schaltern in das Gehäuse eingebaut.
Das Design wurde von Can Kormaz, einem Kollegen aus der Masterklasse Design, erstellt, und wurde mithilfe von Stickern auf das Gehäuse angewandt.
Das Layout der Lochstreifenplatine habe ich mit der Software DIYLayoutCreator erstellt.

Layout der Lochstreifenplatine